In Wietze können Sie bauen! Wir haben noch Platz für Neubürger!

Behcet Ersu

 

Kurzporträt

Politische Aktivitäten
2011-heute: Mitglied im Rat der Einheitsgemeinde Wietze 

 

Kurdischer Ratsherr in Wietze: Ansprechpartner für…
(Von Simon Ziegler, CZ,  07.10.2011)

Er hat ein Haus gebaut, hat drei Kinder, ist Unternehmer: Jetzt geht Behcet Ersu in die Lokalpolitik – als einer von ganz wenigen Kurden im Kreis Celle. Denn bei der Kommunalwahl wurde Ersu in den Wietzer Gemeinderat gewählt. „Ich möchte Ansprechpartner für alle Migranten sein“, sagt der 31-Jährige.

WIETZE. In einer Partei ist er nicht. Angetreten ist der Kurde yezidischer Volkszugehörigkeit auf der Liste „Wir unabhängigen Wietzer“ (WuW), der Gruppierung, die aus der Wietzer Bürgerinitiative hervorging. Prompt bekam Ersu 115 Stimmen. Von den WuW erhielt nur Bürgermeister-Kandidat Norbert Juretzko mehr Zuspruch.

Wenn man sich mit dem Jungpolitiker Ersu unterhält, fällt oft das Wort Verantwortung. Er will Verantwortung für seine Wähler übernehmen, für Migranten und für kleine Unternehmer. Verantwortung als Antrieb ist bei ihm kein Zufall. Denn seiner Familie kommt im yezidischen Gesellschaftssystem ein hoher Rang zu. Ersu ist ein "Scheich" oder ein "Schech", was nicht vergleichbar mit arabischem Reichtum ist. Die Yeziden unterscheiden zwischen der Kaste der Scheichs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Muriden. Die Scheichs bilden die höchste Kaste. Sie sind religiöse Führungskräfte, führen Zeremonien bei Taufen oder Beerdigungen durch, helfen Mitmenschen, sie sind Streitschlichter und gelten als Respektspersonen. „Ich bin stolz, dass wir als so eine Familie angesehen werden“, sagt Ersu.

Er zog 1996 aus Rheinland-Pfalz nach Wietze und spielte zunächst vor allem Fußball. Beim TuS Celle, bei Eintracht Celle, später beim TSV Wietze trug er das Trikot. Seine acht Brüder wohnen alle in Wietze, drei Schwestern leben außerhalb des Celler Lands. Mit einem Bruder führt Ersu ein Unternehmen in der Baubranche. Warum geht er in die Politik? Warum will ein junger Mann Akten wälzen, um über Straßenbeiträge, Krippen und Windräder mitzubestimmen? Wo er doch mit Firma, Familie und als Schlichter genug zu tun hat? Er habe im Lauf der Zeit Interesse für Lokalpolitik entwickelt, sagt Ersu. Sabri Kizilhan, der kurdischstämmige Gastronom, der seit 2009 im Rat saß, habe ihn motiviert. Vor allem will Behcet Ersu die Interessen von Migranten vertreten.

Das dürfte eine gute Idee sein. Wietze ist neben Celle und Bergen eine der Kurdenhochburgen. Schätzungen zufolge sind rund zehn Prozent der Einwohner Wietzes kurdischstämmig. Dennoch sind sie in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens völlig unterrepräsentiert. Vor ein paar Monaten, als die Gemeinde zum internationalen Brunch eingeladen hatte, gab es Kritik. Ausländer fühlten sich zu wenig angesprochen, am Ende kamen fast nur die Deutschen. „Wir sind sehr sensibel in solchen Sachen“, sagt Ersu, der Bürgerbrunch sei aber eine gute Idee. Er sei gerne bereit, als Kontaktperson die Gemeinde beim nächsten Mal bei der Organisation zu unterstützen.

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